Linguistik/Kulturwissenschaft.
Grenzverläufe im Spannungsfeld zweier epistemischer Felder

Thomas Metten

 

Seit Beginn der 1990er Jahre wird die Transformation der Geisteswissenschaften zu Kulturwissenschaften intensiv diskutiert (vgl. Frühwald et al. 1991). Mit dieser Entwicklung geht einher, dass ›Kultur‹ als erkenntnisleitendes Paradigma die Zentralstellung theoriegeschichtlich vorausgehender Konzepte wie ›Geist‹ oder ›Gesellschaft‹ zunehmend ablöst, zumindest aber gegenüber diesen an Gewicht gewinnt. Während das Verhältnis von Linguistik und Kulturwissenschaft daher einerseits als interdisziplinäres Verhältnis zweier Einzelwissenschaften diskutiert werden kann, stellt sich das Verhältnis von Linguistik und Kulturwissenschaften als das einer Über- bzw. Unterordnung im Rahmen einer allgemeinen Wissenschaftssystematik dar. Die Linguistik ist hier potenziell eine Kulturwissenschaft unter anderen. Zudem hat sich auch innerhalb der Linguistik – insbesondere in der Nachfolge vergleichbarer Entwicklungen in anderen Disziplinen – eine neue Bindestrichlinguistik etabliert: die Kultur-Linguistik. Das Relevant-Werden kulturbezogener Fragestellungen hat folglich zur Entstehung einer neuen Subdisziplin geführt, die der Linguistik als Einzelwissenschaft untergeordnet ist. Für die Diskussion des Verhältnisses von Linguistik und Kulturwissenschaft ist darüber hinaus eine vierte Perspektive von Bedeutung: Diese betrifft das Verhältnis der Linguistik zu sich selbst, d.h. die Entwicklung und Etablierung eines grundlegend anderen fachwissenschaftlichen Selbstverständnisses. Im Kern geht es dabei um die Frage nach einer insgesamt anderen, kulturwissenschaftlichen Linguistik.

Während die hier dargestellten Verhältnisbestimmungen allesamt innerhalb der Geisteswissenschaften zu verorten sind, führen die Umbildungsprozesse darüber hinaus zu einer Veränderung des Verhältnisses von Natur- und Geisteswissenschaften: Die seit dem 19. Jahrhundert etablierte Entgegenstellung dieser Wissenschaftsbereiche, die nicht zuletzt durch die von Wilhelm Dilthey entworfene methodische Opposition von ›Erklärenund ›Verstehensalonfähig wurde, hat sich zwar nicht verflüchtigt, allerdings sind partiell Ansätze einer Grenzöffnung zu erkennen. Parallel dazu wird die Entgegenstellung der Phänomenbereiche ›Naturund ›Kultur‹ kritisch diskutiert: Neuere Forschungsperspektiven, wie sie z.B. mit dem Begriff des Anthropozän verbunden sind, orientieren sich eher am Paradigma einer ›NaturKultur. In enger Verbindung damit ist zu diskutieren, inwiefern darin auch Prozesse eines gesellschaftlichen Wandels zum Ausdruck kommen, die dazu geführt haben, dass zeitgeschichtliche Einordnungen wie ›Moderneoder ›Modernisierung‹ zunehmend ihre Erklärungskraft einbüßen. Sozialwissenschaftliche Diagnosen, wie sie mit den Konzepten ›Spätmoderne oder ›reflexive Moderneverbunden sind, weisen seit den 1980er Jahren auf einen tiefgreifenden Transformationsprozess hin (vgl. Metten 2016b, 9f.). Durch die neuerdings von Bruno Latour formulierte Wende zur ›Nicht-Moderne wird das Überschreiten einer Grenze hin zu einem anderen gesellschaftlichen Entwicklungsverständnis explizit gemacht (vgl. Latour 1992).

Zwar mag man kritisch diskutieren, ob die von Latour postulierte Entwicklung empirisch angemessen validiert werden kann, allerdings ist unbestritten, dass die Genese des kulturwissenschaftlichen Paradigmas mit einem kulturellen Transformationsprozess einhergeht, der sich in solchen Konzepten und Begriffen reflektieren lässt. Die jüngst von Andreas Reckwitz im Kontext seiner Gesellschaft der Singularitäten gestellte Diagnose weist diese Entwicklung selbst auch als einen Prozess der ›Kulturalisierungaus (vgl. Reckwitz 2017, insb. 75-92). Mit Bezug darauf wird unmittelbar ersichtlich, dass die Herausbildung der Kulturwissenschaften in einem weiteren Kontext zu verorten ist, weshalb der cultural turn nicht nur als partikulare Entwicklung innerhalb einzelner Disziplinen oder Wissenschaftsbereiche diskutiert werden kann. Angesicht dessen erscheint auch die Diskussion darum, ob eine Einzeldisziplin Kulturwissenschaft bereits hinreichend scharfe Konturen aufweist, obsolet, denn die Relevanz kulturwissenschaftlicher Forschung kann angesichts der hier (nur lose) skizzierten Entwicklungen kaum bestritten werden. Umgekehrt zeigt sich, dass der cultural turn auch innerhalb der Linguistik zu neuen Entwicklungen und Grenzverläufen geführt hat. In den nachfolgenden Abschnitten erfolgt daher eine schrittweise Vertiefung der äußeren wie inneren Verhältnisbestimmung von Linguistik und Kulturwissenschaft, die diese Grenzverläufe in Ansätzen soll sichtbar werden lassen.

 

1. Linguistik als Kulturwissenschaft

Begreift man die Kulturwissenschaften als ein Dach, das verschiedene Disziplinen überspannt, wie dies bereits für die Geisteswissenschaften der Fall war, so stellt sich die Frage, ob sich die Linguistik darunter verorten lässt. Die Einschätzungen hierzu divergieren: Gabriele Linke geht in ihrem Überblick von einer engen Verbindung von Sprache und Kultur in der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts – insbesondere bei Herder und Humboldt – aus, sie verweist auf den Zusammenhang von Sprache und Denken, wie er in der Sapir-Whorf-Hypothese gefasst ist, um letztlich aufzuzeigen, dass die deskriptive Linguistik, wie sie durch Ferdinand de Saussure initiiert wurde, Fragen der Semantik und des kulturellen Kontextes systematisch ausgeblendet habe (G. Linke 2005, 193f.). Ihre kurze Geschichte des Zusammenhangs von Sprache und Kultur mündet daher in der Aussage, dass es kaum Fälle gebe, »in denen die Kulturwissenschaft direkt die Linguistik beeinflusst hat« (G. Linke 2005, 197). Dem entgegen hat Angelika Linke deutlich pointierter herausgestellt, dass die Linguistik des 20. Jahrhunderts explizit durch einen Ausschluss des Kulturellen charakterisiert sei (vgl. A. Linke 2018, 350). Auch in einer früheren Publikation kommen Susanne Günthner und sie zu dem Fazit, dass die Auseinandersetzung mit der Entwicklung hin zu den Kulturwissenschaften in der Linguistik »zögerlich« und »wenig kohärent« verlaufen sei (Günthner/A. Linke 2006, 2f.; vgl. dazu auch A. Linke 2011, 25). Konrad Ehlich spricht gar von »Reflexionsverweigerung« (vgl. Ehlich 2006, 51).

Die Geschichte der Sprachwissenschaft lässt sich daher auch als eine »Geschichte der Auslagerung der kulturellen Bedingungsrahmen sprachlicher Kommunikation aus dem Fokus der theoretischen Gegenstandskonstitution« beschreiben (Jäger 2006, 28). Ihr Resultat sei die Fokussierung der Linguistik auf die Sprache selbst. Angesichts der konsequenten Verdrängung kulturbezogener Fragestellungen stellt sich daher auch die Frage, ob die Linguistik des 20. Jahrhunderts in ihrem Mainstream überhaupt den Geisteswissenschaften zugerechnet werden kann. Die Frage nach Zuordnung und Grenzziehung spitzt sich zu, betrachtet man ihre Verortung innerhalb der Germanistik. Für ihre wissenschaftssystematische Einordnung ist insbesondere das Verhältnis zur Literaturwissenschaft aufschlussreich. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie in der Beziehung zur Kulturwissenschaft: Die moderne Linguistik habe sich, so Knobloch, seit ihrer Entstehung nahezu vollständig losgelöst von der Literaturwissenschaft entwickelt (vgl. dazu Knobloch 2013, 30f.). Die Entkopplung sei auf der Basis ihrer »methodologischen Szientifizierung« erfolgt, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts einsetze (vgl. ebd., 32). Dieser knappe Hinweis verdeutlicht: Die Kluft zwischen Linguistik und Literaturwissenschaft ist mehr als eine arbeitsteilige Untergliederung der Germanistik, sie markiert vielmehr einen methodologischen Grundkonflikt im Umgang mit den Gegenständen Sprache/Literatur. Der Ausgangspunkt einer jeden Hermeneutik, dass es sich bei Sprache um einen Gegenstand handelt, der sich – über eine hermeneutische Differenz hinweg – nur verstehend erschließen lässt, taucht in der Genese der modernen Linguistik weder bei Ferdinand de Saussure noch bei Noam Chomsky auf. Peter Auer hat daher herausgestellt, dass die Sprachwissenschaft ihre Verbindung zu den geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen insgesamt gekappt habe, woraus ihre »Isolierung« resultiere (vgl. Auer 2000, 58).

Ansätze, in kritischer Absetzung davon eine hermeneutische Linguistik zu etablieren, waren bis in die Gegenwart nur bedingt erfolgreich. So lässt sich über weite Strecken bestenfalls von einer diskontinuierlichen Geschichte des Versuchs sprechen, die Linguistik in die verstehenden, d.h. geisteswissenschaftlichen Disziplinen zu reintegrieren. Ludwig Jägers Rekonstruktion des hermeneutischen Saussure bildet dafür einen wichtigen Ausgangspunkt (vgl. Jäger 1975). Seine Dissertation zielt von Beginn an auch auf eine kritische Reflexion der Prämissen der modernen Linguistik. So macht er deutlich, dass der Saussure des Strukturalismus, der gemeinhin als Gründerfigur der modernen Linguistik gehandelt wird, angesichts der quellenkritischen Aufarbeitung des Cours bestenfalls als fiktive Figur gelten kann, die einem »dogmatischen und ungeschichtlichen Selbstbewußtsein« der neueren Linguistik entsprungen ist (vgl. Jäger 1975, 16). Es ist allerdings kaum ein Zufall, wenn Jäger kurze Zeit später zu der Feststellung gelangt, dass in der Linguistik eine Scheu vorherrsche, ihre »impliziten Erkenntnispostulate einer kritischen Reflexion zu unterziehen, d.h. sie zu explizieren und bezüglich ihrer Legitimität zu analysieren« (Jäger 1979, 13; Herv. i.O.).

Die weitere Entwicklung verläuft dem entsprechend: 1989 erscheint Bernd Ulrich Bieres Habilitationsschrift Verständlich-Machen, in der er ausgehend von der Aufklärungshermeneutik bei Chladenius über Schleiermacher und Peirce eine Begründung für eine hermeneutische Linguistik entwickelt. Biere spricht einleitend explizit von einer »Wiedereingliederung in jene ursprünglich philologische Tradition«, aus der sich die Linguistik im Zuge strukturalistischer und generativistischer Denkweisen herausbewegt habe (vgl. Biere 1989, 2). Hieran schließen in den 2000er Jahren die Arbeiten von Fritz Hermanns (u.a. 2003) oder Andreas Gardt (2007) an. Zuletzt hat Jochen Bär einen umfänglichen Vorschlag für eine Hermeneutische Linguistik (2015) vorgelegt. Dennoch kann eine hermeneutische Linguistik weiterhin kaum als selbstverständlich gelten. Auch die neuere linguistische Diskussion hat die hermeneutische Dimension von Sprache nie wirklich integriert, da sie im ›Sinn‹ stets Unschärfe, Unbestimmtheit und Ungenauigkeit vermutet hat, also jene Aspekte, die sich konträr zum naturwissenschaftlichen Methodenideal der Exaktheit und der methodischen Strenge verhalten. Vor diesem Hintergrund lässt sich das Verhältnis von Linguistik und Literaturwissenschaft weiterhin überwiegend als interdisziplinäres Verhältnis zweier voneinander verschiedener Wissenschaften beschreiben (vgl. Bleumer/Franceschini/Habscheid/Werber 2013, 14). Die durch die Germanistik postulierte Einheit der beiden Fachteile hat dem entsprechend schon Hermann Bausinger als bloßen »Sonntagsüberbau« bezeichnet: Die eigentliche Arbeit finde an den Werktagen getrennt voneinander statt (vgl. Bausinger 1980, 21).

Es überrascht daher nicht, dass sich die Literaturwissenschaft, deutlich früher als die Linguistik, »sehr erfolgreich hin zu einer Kulturwissenschaft ›entgrenzt‹« habe (Bogdal 2013). Die Einbeziehung neuer und anderer Medien, sowie die damit einhergehende Annäherung an die Medienwissenschaft, fungierte hierbei als Türöffner, der im nächsten Schritt beinahe automatisch kulturbezogene Fragestellungen folgten. Die deutschsprachige Kulturwissenschaft ist daher in ihrer Genese, aber auch gegenwärtig überwiegend durch die Arbeiten von Literaturwissenschaftlern geprägt (vgl. u.a. die Überblicksdarstellungen von Böhme/Scherpe 1996; Böhme/Matussek/Müller 2000; Benthien/Velten 2002; Bachmann-Medick 2006). Dem entgegen – dies darf im Rahmen einer Festschrift nicht unerwähnt bleiben – ist es allerdings kein Zufall, dass die Entstehung einer kulturwissenschaftlich orientierten Linguistik in Koblenz bereits früh einsetzte: Im Kontext der so genannten ›Rheinschienen-Linguistik‹ war diese durch den Dialog der germanistischen Institute an den Universitäten Aachen, Trier und Koblenz durch die hermeneutisch und pragmatisch orientierten Arbeiten von Ludwig Jäger, Bernd Ulrich Biere, Josef Klein oder auch Rainer Wimmer vorgezeichnet. Darüber hinaus wird in Koblenz traditionell der Ansatz einer integrierten Germanistik gelebt, der durch die enge, perspektivübergreifende Zusammenarbeit von Linguistik und Literaturwissenschaft gekennzeichnet ist. Dass im Zuge der Bachelor- und Master-Reformen der 2000er Jahre bereits vor mehr als zehn Jahren der BA-/MA-Studiengang Kulturwissenschaft – unter maßgeblicher Mitwirkung des Instituts für Germanistik sowie von Wolf Andreas Liebert – eingeführt wurde, lässt sich in diesem Zusammenhang verstehen.

 

2. Kultur-Linguistik

Die während der Genese der modernen Linguistik im 20. Jahrhundert vollzogene Entkulturalisierung von Sprache wird seit einiger Zeit kritisch diskutiert. So hat sich neuerdings eine Kulturlinguistik herausgebildet, deren Bezeichnung einem etablierten Muster folgt, das für die Herausbildung auch anderer Bindestrichlinguistiken (z.B. Sozio-linguistik, Medien-linguistik, Diskurs-linguistik) charakteristisch ist. Mit dieser geht der Anspruch auf einen umgrenzten, eigenständigen Teilbereich der Linguistik einher, der teils auch als kulturwissenschaftlich orientierte oder kulturanalytische Linguistik bezeichnet wird. Zu den prominentesten Ausgangspunkten gehört u.a. die von Angelika Linke entwickelte Kulturhistorische Linguistik, auf die ich kurz näher eingehen möchte. Linke präsentiert diese als ein Arbeitsfeld, das über eigene theoretische Konzepte, methodische Zugänge und Gegenstände verfügt, wobei sie die gesamte Auseinandersetzung der Linguistik mit dem Zusammenhang von Sprache und Kultur, wie er sich seit den 1980er Jahren entwickelt hat, darunter subsumiert (vgl. A. Linke 2018). Dabei schließt sie unmittelbar an vorhergehende linguistische Teildisziplinen und Arbeitsfelder an – etwa an die Historische Pragmatik, die Historische Semantik oder auch die Historische Soziolinguistik. Angesichts dieser Referenzpunkte überrascht es nicht, dass sie für die kulturhistorische Linguistik angibt, dass diese unterschiedliche historische Zustände sowie die Veränderungen zwischen diesen untersuche. Sie sei diachron orientiert; ihre zentrale Frage laute: »Weshalb (gerade) das (gerade) jetzt?« (A. Linke 2018, 362; Herv. i.O.).

Unter dem Vorzeichen von Kultur werden so insbesondere historische sowie gesellschaftliche Aspekte von Sprache berücksichtigt, wodurch in den Blick gerückt wird, was zuvor weitestgehend ausgeblendet wurde. Allerdings kann hierbei zugleich der Eindruck entstehen, dass eine solche Erweiterung einer Aufholbewegung gleich kommt, bei der letztlich nicht mehr genau unterschieden wird zwischen historischen, sozialen und kulturellen Aspekten – vielmehr erscheint ›Kultur(und darin löst sie potenziell die Pragmatik ab) insgesamt als Sammelbecken für über lange Zeit hinweg ausgeblendete Aspekte. Bemerkenswert ist dabei, dass Linke angibt, dass sich der damit verbundene Kulturbegriff, der sich aus unterschiedlichen Positionen speise, »sehr leicht an die bestehenden fachinternen Denktraditionen anschließen« lasse (A. Linke 2018, 354). Dieser Hinweis überrascht, da die Integration kulturbezogener Fragestellungen über Jahrzehnte hinweg unmöglich schien, und da deren Integration in anderen Disziplinen teils zu heftigen theoretischen Debatten geführt hat. Wie das, was stets ausgeschlossen wurde, leicht integriert werden kann, bleibt daher zunächst offen. Konkret stellt sich auch die Frage, ob neuere Konzepte hier nicht zu schnell adaptiert werden, ohne eine weitergehende Theoriediskussion zu wagen.

Die Antwort lässt sich aus einer Argumentationsfigur ableiten, die charakteristisch für die Kulturlinguistik ist: Sprache gilt als in Kultur eingebettet. Alternativ: Sprache ist durch Kultur geprägt. Durch den Begriff der ›Einbettungwird so beschrieben, dass Kultur stets einen konkreten Kontext des Sprachgebrauchs bildet. Damit wird zunächst ein situatives Moment in den Vordergrund gestellt. Wenn darüber hinaus die Rede davon ist, dass Kultur Sprache ›prägt, so wird dadurch zudem auf einen weiteren Zusammenhang verwiesen: den sozialhistorischen Kontext. Dabei geht es nicht um die aktuelle Sprachverwendung in einer spezifischen Situation, sondern um Sprache als solche in einer bestimmten Zeit (respektive: Epoche). Dabei zeigt sich, dass die Herausbildung der Kulturlinguistik weiterhin stark durch eine Absetzungsbewegung bestimmt ist: Primär richtet sich diese gegen eine entkontextualisierte Betrachtung von Sprache. Die Kulturlinguistik setzt sich damit von einer Konzeption ab, die auf die Rekonstruktion eines idealen, universellen Regelapparates zielt (sprich: von einer Chomsky-Linguistik), um deren »Loslösung von der gesellschaftlichen Praxis« zu revidieren (vgl. Günthner/A. Linke 2006, 13). Dem entgegen zielt sie auf eine Betrachtung von Sprache, die diese in situative, gesellschaftliche sowie historische Zusammenhänge integriert betrachtet. ›Re-Kulturalisierungmeint folglich: ›Re-Kontextualisierung.

Was hier zunächst wie eine latente Kritik an der Position Linkes erscheinen mag, beschreibt eine Perspektive, die sich auch in anderen Entwürfen einer kulturorientierten Linguistik zeigt: So verweist Martin Wengeler darauf, dass eine Linguistik als Kulturwissenschaft es primär mit Sprache im sozialen und historischen Kontext zu tun habe (vgl. Wengeler 2006, 2). Ganz ähnlich beschreibt Heidrun Kämper das Verhältnis von Sprache und gesellschaftlichem Kontext (vgl. Kämper 2007, 433). Die Genese der Kulturlinguistik zeigt dabei zweierlei: Einerseits vollzieht sie eine deutliche Absetzung von einer a-historisch sowie a-sozial konzipierten ›Sprache‹. Dabei wird der Kulturbegriff primär als Kontextbegriff gebraucht. Andererseits überrascht es daher aber auch nicht, dass sich kulturwissenschaftliche Konzepte, so verstanden, leicht in die Linguistik integrieren lassen. So wird der Ursprung für die Regelhaftigkeit des Sprachgebrauchs in Folge zwar nicht mehr ›natürlich‹, sondern ›kulturell‹ erklärt – der Fokus der empirischen Forschung bleibt dennoch gleich. Linke kommt daher auch zu der Aussage, dass sich eine kulturhistorische Linguistik in ihrem analytischen Vorgehen nicht neu erfinden müsse: Im Zentrum ihres Erkenntnisinteresses stehen weiterhin sprachliche und kommunikative Musterbildungen (A. Linke 2018, 347f u. 360). Folglich bleibt auch die Kulturlinguistik eine primär an den Strukturen von Sprache orientierte Wissenschaft. Einwenden ließe sich, dass es sich hierbei um einen Kontextualismus handelt, der darauf abzielt, sprachliche Phänomene als Ausdruck einer Kontextbestimmtheit zu begreifen. Wenn der Kontext lediglich als »Reduktionsinstanz« gebraucht, wenn also Faktisches auf Äußerliches als Erklärgrund zurückgeführt wird, so wäre die Erklärung zwar eine andere, nicht aber das Ergebnis (vgl. Konersmann 2006, 43). Im Kontext neuerer praxistheoretischer Konzepte zeigt sich hingegen, dass die Berücksichtigung kultureller Hintergründe nicht mit einer Reduktionsbewegung einhergeht, sondern auf eine Komplexitätssteigerung abzielt (vgl. Habscheid 2016, 134). ›Kultur‹ kommt immer dann ins Spiel, wenn ein Unterschied markiert werden soll, d.h. wenn es um kulturspezifische Ausprägungen kommunikativer Praktiken geht.

Der wiederkehrende Bezug auf die Regel- und Musterhaftigkeit des Sprachgebrauchs lässt auch disziplinäre Strategien zur Aneignung neuerer theoretischer Konzepte erkennbar werden: Zwar verändern sich die Hintergrundannahmen linguistischen Forschens, der Fokus der empirischen Analyse wird jedoch beibehalten. Besonders anschlussfähige Aspekte werden auf diese Weise integriert, andere Aspekte hingegen ausgeblendet. Dies gilt nicht nur bzgl. der Präferenz für die Regel- und Musterhaftigkeit von Sprache/Kommunikation, sondern auch mit Blick auf die Berücksichtigung der semantischen Dimension von Sprache. Als Bezugspunkte der Kulturlinguistik werden vielfach etwa Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen sowie Clifford Geertz’ Konzept von Kultur als Bedeutungsgewebe benannt. Ob und inwiefern damit eine Erweiterung von oder ein Unterschied zu traditionell semiotischen Konzeptionen etwa von Saussure oder Peirce möglich wird, wird allerdings kaum weitergehend diskutiert. Zugleich zeigt sich, wie schwer sich die Linguistik auch als Kulturlinguistik noch damit tut, als verstehende Wissenschaft aufzutreten. So wird die mit dieser verbundene Notwendigkeit zur Interpretation teils weiterhin als »heikler Punkt« begriffen (A. Linke 2011, 40) – auch wenn die methodisch damit verbundenen Herausforderungen in anderen Disziplinen teils seit Jahrzehnten diskutiert werden.

 

3. Kulturwissenschaftliche Linguistik

Der Bezug auf den cultural turn hat, wie die Kulturlinguistik zeigt, zur Einführung neuer Perspektiven in der Linguistik geführt. Der Wert dieser Umwendung kann kaum überschätzt werden: Sie eröffnet unmittelbar den Blick dafür, wie etwa sprachliche Konstruktionen aus der konkreten Interaktion (Mikroebene) oder aus komplexeren gesellschaftlichen Zusammenhängen (Makroebene) erwachsen. Eine grundlegende Revision theoretischer Konzepte ist hierdurch jedoch nicht erfolgt. Angelika Linke stellt daher selbst heraus, dass die Orientierung an Kultur eher »unter der Hand und ohne explizite Thematisierung« verlaufe (vgl. A. Linke 2018, 351). Und sie ergänzt: Es gehe dabei »nie um Forschungsalternativen, sondern um sich ergänzende Perspektiven und Erkenntnisinteressen« (ebd., 352). Offen bleibt: Warum eigentlich geht es nicht um Forschungsalternativen, hinsichtlich derer in Folge auch zu diskutieren wäre, ob und wie sich die Ergebnisse wieder in einen gemeinsamen Rahmen einfügen lassen? Die Linguistik unterliegt hier anscheinend einer Nivellierungstendenz, wenn neuere theoretische Unterscheidungen tendenziell eher in bestehende Konzepte eingepasst werden. Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll, das epistemische Feld stärker einzukerben und divergierende Traditionslinien ebenso wie konzeptuelle Unterschiede stärker kenntlich zu machen. Eine kulturwissenschaftliche Linguistik geht in diesem Sinn davon aus, dass ein explizites Ausagieren der teils allenfalls latent divergierenden Perspektiven notwendig ist, um eine echte theoretische Perspektivenvielfalt zu entwickeln. Was eine kulturwissenschaftliche Linguistik von einer Kulturlinguistik abhebt, ist daher, dass sie einem anderen Programm untersteht. Sie kann nach dem Muster einer hermeneutischen Linguistik gebildet werden, wie sie Bernd Ulrich Biere diskutiert hat (vgl. Biere 2008).

Der Verschiebung der theoretischen Prämissen lässt sich, in der hier gebotenen Kürze, anhand der Konzepte von Sprache als fait social oder als fait culturel verdeutlichen. Traditionell wird die Sprache schon bei Saussure als fait social begriffen, d.h. Sprache gilt, im Anschluss an Emil Durkheim, als soziale Tatsache. Die Implikationen dieser Bezugnahme sind vielfältig und wurden vielfach diskutiert (vgl. dazu Metten 2014, 17ff.). Der Begriff der sozialen Tatsache kehrt u.a. in der Kulturlinguistik wieder – allerdings um herauszustellen, dass es sich bei Sprache um eine in gesellschaftlichen Verhältnissen konstruierte Tatsache handelt (vgl. dazu etwa A. Linke 2014, 170). Sprache gilt, so verstanden, als Resultat sprachlicher Praktiken. Mit dem Begriff des fait social wird so folglich etwas anderes bezeichnet als noch bei Durkheim. Denn für Durkheim, und im Anschluss daran auch für Saussure, war die Sprache im Sinne einer fait social gerade der gesellschaftlichen Dynamik enthoben. Sie galt als objektive Tatsache, die dem individuellen Sprechen vorgeordnet ist und dieses bestimmt. Soziale Tatbestände wurden dem entsprechend von Arten des sozialen Daseins abgegrenzt, die »nur gefestigte Arten des Handelns« sind bzw. Arten, wie wir »gewohnheitsgemäß miteinander leben« (Durkheim 1965, 113).

Wenn Sprache in der Kulturlinguistik daher als soziale Konstruktion begriffen wird, so ist hierdurch eine Absetzung von einem linguistischen Positivismus intendiert, wie er sich in der Nachfolge Saussures herausgebildet hat. Den zentralen theoretischen Bezugspunkt hierfür bildet der Sozialkonstruktivismus von Peter Berger und Thomas Luckmann (vgl. Berger/Luckmann 2010; vgl. zur weiteren Diskussion in der Linguistik aktuell u.a. auch Felder/Gardt 2018). Soziale Tatsachen werden von diesen nicht als gegeben dargestellt, vielmehr wird dargelegt, wie diese im wechselseitigen Handeln hervorgebracht werden. Dieser Unterschied lässt sich durch die Entgegenstellung von Sprache als ›sozialer Tatsache‹ und Sprache als ›sozialer Konstruktion‹ darstellen. Für eine kulturwissenschaftliche Linguistik liegt die entscheidende Problematik jedoch auf einer anderen Ebene: Zwar gehen Berger und Luckmann davon aus, dass gesellschaftliche Objektivationen erst im Handeln einer Gesellschaft hervorgebracht werden – ist dies geschehen, gilt jedoch, dass diese wiederum allen Individuen vorausgesetzt sind. Wenn daher von der gesellschaftlichen Genese sozialer Tatsachen ausgegangen wird, so erscheint diese rückblickend lediglich als Vorgeschichte sozialer Instanzen, die – sobald sich die Objektivationen verfestigt haben – die objektive Wirklichkeit einer Gesellschaft bilden. Die Genese rückt somit in den Hintergrund, etwa wenn stets schon von einem spezifischen Sprachsystem ausgegangen wird. Im Ergebnis kommt dies der Konzeption Durkheims gleich.

Einhergehend mit dem Begriff des fait culturel lässt sich nun ein anderes Verständnis von Sprache konturieren. Konersmann hat kulturelle Tatsachen als Werke bestimmt, die gegenständliche Gestalt gefunden haben (vgl. Konersmann 2006, 11). Eine kulturelle Tatsache ist folglich das, was hergestellt ist – wodurch diese explizit von einem positivistisch gefärbten Begriff des fait social abgehoben werden (vgl. ebd., 15). Hatte Durkheims Beschreibung von Sprache die Aura eines naturwissenschaftlichen Positivismus angenommen, so nimmt das Konzept einer kulturellen Tatsache diese Positivierung zurück und verlegt die Sprache, wie Konersmann betont, zurück in die Menschenwelt. Der Begriff der kulturellen Tatsache bringt allerdings noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: Kulturelle Tatsachen stehen in der Spannung von empirischer ›Tatsache‹ und kultureller ›Bedeutung‹ (vgl. ebd., 13). Sprache als kulturelle Tatsache zu begreifen, bedeutet daher, die Kluft zwischen Materialität und Sinn aufzuheben, d.h. anzuerkennen, dass Sprache und Kommunikation ebenfalls materielle Qualitäten aufweisen. Damit wird einerseits die Ent-Semantisierung empirischer, d.h. kultureller Tatsachen aufgehoben, andererseits lässt sich ausgehend davon die in der hermeneutischen Tradition gängige Ent-Materialisierung sinnhafter Gegenstände überwinden (vgl. dazu auch Gumbrecht 2004). Die Kulturlinguistik hat diese zweifache Grenze bereits in eine Richtung überschritten, indem sie die sozialen und historischen Momente von Sprache in den Blick gerückt und sich hierbei (implizit) als hermeneutische Linguistik positioniert hat. Die neuere Entwicklung der Kulturwissenschaften, wie sie sich seit den 1960er Jahren vollzogen hat, setzt genau genommen jedoch mit einem anderen Moment ein – und zwar mit der von Friedrich Kittler einst so bezeichneten »Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften« (Kittler 1980).

Die durch Kittler avisierte Wende haben K. Ludwig Pfeiffer und Hans Ulrich Gumbrecht einige Jahre später in Materialität der Kommunikation (1988) wieder aufgegriffen. Durch die Berücksichtigung der Materialität wird ein Überschreiten (wahlweise auch ein Unterlaufen) des hermeneutischen Horizontes intendiert. Hierdurch kommen theoretische Perspektiven ins Spiel, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten insbesondere in Verbindung mit Begriffen wie ›Materialität‹, ›Performanz‹, ›Ereignis‹ oder ›Präsenz‹ diskutiert wurden und die u.a. die Option hin auf eine Posthermeneutik eröffnet haben (vgl. Mersch 2010). Die hier skizzierten Unterscheidungen scheinen im Zuge der linguistischen Aneignung des cultural turn bisher jedoch nicht aufgenommen zu werden, wenn diese primär darauf zielt, soziale, historische und auch hermeneutische Aspekte wieder in den linguistischen Mainstream zu integrieren (überspitzt formuliert: die Linguistik integriert somit Aspekte, gegenüber denen andernorts tendenziell eher eine kritische Distanzierung erfolgt). Offen ist daher, ob angesichts dessen bereits von einer kulturwissenschaftlichen Linguistik im engeren Sinn gesprochen werden kann, wenn durch den Bezug auf das Kultur-Paradigma primär Aspekte integriert werden, die in den traditionellen Geisteswissenschaften stets schon präsent waren.

Vor diesem Hintergrund sollen drei weitere Punkte benannt werden, die für eine kulturwissenschaftliche Linguistik relevant sind:

1. Der Bezug auf die ›Materialität der Kommunikation‹ eröffnet einen neuen Blick auf Sprache. Ralf Konersmann hat deutlich gemacht, dass kulturelle Tatsachen nach dem Muster ästhetischer Phänomene erschlossen werden können. Was dies für die Analyse z.B. von Texten bedeutet, habe ich selbst versucht herauszuarbeiten (vgl. Metten 2016b): Texte lassen sich nicht nur strukturell, d.h. hinsichtlich Textgrammatik oder Themenstruktur, erfassen, sie sind nicht nur Gegenstand der Interpretation, sondern auch wahrnehmbare Artefakte. Die Artefakthaftigkeit eines Textes, d.h. dessen Materialität und Wahrnehmbarkeit, bildet letztlich auch die Voraussetzung zur Erfassung struktureller ebenso wie semantischer Aspekte. Die entscheidenden Fragen sind damit jedoch noch nicht berührt – denn wenn die Materialität der Kommunikation nicht mehr als sekundär betrachtet wird, so resultiert hieraus in letzter Konsequenz eine andere Konzeption von Kommunikation.

Worin der Unterschied besteht, lässt sich mit Bezug auf das für die Zeichentheorie grundlegende ›Prinzip der abstraktiven Relevanz‹ erläutern (vgl. Bühler 1999, 42ff.): Das von Karl Bühler anhand der Lautlehre entwickelte Prinzip markiert eine Schlüsselstelle semiotischer Theorien, da hierdurch der Übergang vom Laut zum Lautbild, d.h. vom lautlichen Ereignis zu einem Zeichen konzeptualisiert wird. Entscheidend dafür ist, dass in der Äußerungswahrnehmung relevante von irrelevanten Aspekten unterschieden werden müssen. Bühler geht dazu nicht davon aus, dass ein lautliches Ereignis in der »ganzen Fülle seiner konkreten Eigenschaften« (ebd., 44) wahrgenommen wird, vielmehr setzt er von Beginn an voraus, dass das Prinzip der abstraktiven Relevanz bei allen Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft bekannt ist. Irrelevante Abweichungen (anders gesagt: ästhetische Überschüsse) können basierend darauf systematisch abgeblendet werden, was dazu führt, dass Zeichen stets wiedererkannt, d.h. identifiziert werden können. Das Prinzip der abstraktiven Relevanz begründet somit die Identität sprachlicher Phänomene, d.h. auch: deren Bedeutungsidentität. Die Bedeutung eines Ausdrucks kann daher von anderen stets, wie intendiert, verstanden werden, insofern ein Zeichen als dieses oder jenes identifiziert werden kann. Dies bedeutet allerdings auch, dass die Stimmlichkeit der Stimme für das Bedeuten selbst sekundär ist, vielmehr wird eine verbale Äußerung stets schon als spezifisches Klang-bild verstanden. In genau diesem Sinn kann Bühler als Vertreter einer a-medialen Position gelten: Nuancierungen im Ausdruck werden systematisch (als bloß idiosynkratisch) ausgeblendet, woraus letztlich eine instrumentalistische Konzeption von Sprache resultiert.

Wird dem entgegen die ästhetische Dimension einer Äußerung, d.h. deren sinnliche Fülle integriert, hat dies weitreichende Folgen: Aufgrund der stets individuellen Realisierung einer Äußerung kann die Identität eines Zeichens in der Verständigung nicht mehr notwendig gewahrt werden. In Folge kann nicht mehr von einer identitätstheoretischen Konzeption ausgegangen werden, vielmehr kippt diese in eine differenztheoretische Konzeption um. Als differenztheoretisch gilt diese in zweierlei Hinsicht: Einerseits gilt jede Unterscheidung, die in einem analogen Medium (etwa im Sprechen) wirksam wird, als sinnkonstitutiv – es ist offensichtlich, dass eine solche Konzeption mit der Vorstellung eines Zeichensystems bricht, das als in sich geschlossenes Register definiter Differenzen gedacht wird. Sinnbildungsprozesse, die von der Materialität der Kommunikation ausgehen, können daher als offen und komplex gelten. Andererseits wird damit die Illusion der Unmittelbarkeit aufgehoben, die die Vorstellungen der Face-to-face-Kommunikation lange Zeit bestimmt hat. Eine einfache Bedeutungsübertragung, anderes gesagt: ein identitäres Äußerungsverstehen ist nicht möglich. Die Materialität der Kommunikation bildet vielmehr eine Gelenkstelle, die Bedingung der Möglichkeit ebenso wie der Unmöglichkeit von Verständigung ist. Basierend darauf kann Sprache nicht mehr instrumentalistisch als Mittel, sondern muss als Medium der Verständigung begriffen werden. Genau hier wird die enge Verbindung der kulturwissenschaftlichen Diskussion mit der neueren Entwicklung der Medientheorie deutlich. Der Bezug auf solche Ansätze zeigt: Traditionell semiotische Konzeptionen haben kein Begriffsrepertoire zur Analyse der ästhetischen Dimension von Medien entwickelt. Auch neuere, multimodale Ansätze (etwa im Kontext einer Sozialen Semiotik) setzten auf einer höheren Ebene an, da sie stets schon von der Zeichenhaftigkeit, d.h. von der Sinnhaftigkeit und Systematizität der Phänomene ausgehen. Dass Sinnbildungsprozessen ein Ästhetisches oder Nichtsinnhaftes vorausgeht, dass es sich dabei um singuläre Phänomene handeln kann, entzieht sich solchen Ansätzen.

2. Die Beschreibung des kommunikativen Geschehens ist in der Linguistik traditionell im Kontext der Pragmatik, d.h. auf Basis handlungstheoretischer Konzepte erfolgt. Einhergehend mit dem Begriff der ›Praktiken‹ wird darüber hinaus seit einiger Zeit die Verwobenheit des Handelns mit situationalen sowie soziokulturellen Aspekten aufgewiesen. Zwischenzeitlich war es jedoch der Begriff der ›Performanz‹, durch den im Handeln selbst Momente ausgewiesen wurden, die dessen Intentionalität und teleologische Gerichtetheit unterlaufen. Hier deutet sich an, dass der Begriff der Praktiken die mit dem Performanzbegriff verbundenen Aspekte nicht abzudecken vermag. Eine Aneinanderreihung der Konzepte, die eine historische Entwicklungslogik suggeriert, ist folglich ebenso unangemessen wie das unterschiedslose Ineinander-aufgehen-Lassen in einer allgemeinen Pragmatik. Alle drei Konzepte eröffnen für sich spezifische Optionen zur Analyse und Beschreibung des kommunikativen Geschehens: Während handlungstheoretische Modellierungen mehr oder weniger dünne Beschreibungen (›Ziehharmonikaeffekt‹) liefern, gewinnen praxisorientierte Darstellungen – im Sinne einer »dichten Beschreibung« (Geertz 1987) – eine spezifische thickness, wenn komplexe soziokulturelle Hintergründe integriert werden.

Darüber hinaus wird das Konzept der ›Performanz‹ wie folgt relevant: Der Begriff der Performanz betont, so Dieter Mersch, das Moment der »Realisation, das Faktum, dass eine Handlung instantiiert werden muss, dass sie als Akt in eine Welt eingreift […], dass Handlungen nicht nur eine Beziehung nach Innen, zu der Rationalität ihrer Gründe, Motive oder Absichten aufweisen, sondern gleichermaßen eine Außenseite besitzen: die Seite ihrer Wirkung oder Präsenz« (Mersch 2003, 70f.; Herv. i.O.). Der von Mersch hier verwendete Begriff der Wirkung unterscheidet sich signifikant von dem, was John L. Austin als Wirkung mit der Perlokution verbunden hat (vgl. Austin 1979). Handelt es sich bei der Perlokution um das durch die von Austin formulierten Gelingensbedingungen abgesicherte Gegenstück zur Illokution, sprich: um die kommunikative Einlösung der jeweils spezifischen Zweckbestimmung sprachlicher Handlungen, wird die Wirkung bei Mersch nicht an ein innerliches Moment, sondern an die Äußerlichkeit einer Äußerung gebunden. Sybille Krämer hat diesbezüglich ein universalisierendes Performativitätsverständnis (Austin) von einem korporalisierenden Performativitätsverständnis (Mersch) unterschieden (vgl. Krämer 2004). Der Bezug zu einer Vorstellung von Sprache, die diese als kulturelle Tatsache begreift, wird unmittelbar ersichtlich: Die Faktizität des Geschehens selbst wird in den Vordergrund gerückt. Damit einhergehend werden Aspekte der Materialität, der Präsenz, des Ereignens, der Wahrnehmbarkeit etc. herausgestellt, die weder zum Begriffsrepertoire handlungstheoretischer, noch zum Begriffsrepertoire praxistheoretischer Konzeptionen gehören. Zugleich wird hierdurch ein Pfad eröffnet hin zu Konzepten nicht-personaler Agentivität sowie zu Konzepten des verteilten Handelns.

3. Ein weiterer Aspekt geht mit dem Begriff der ›Responsivität‹ einher: Bisher ist dieser nahezu nicht in die Linguistik integriert. Der Ansatzpunkt zur Integration liegt in einer differenztheoretischen Konzeption, die von einer Nachträglichkeit allen Sprechens im Sinne eines Antwortens auf ein Vorausgehendes ausgeht. Eine solche Konzeption geht von der zuvor bereits beschriebenen Differenz zwischen Subjekten aus, die miteinander interagieren. Anders gesagt: Das Geschehen der Verständigung gilt, im Sinne einer differenztheoretischen Konzeption, als gebrochen. Da ein identisches Verstehen des intendierten Sinns nicht möglich ist, kann nicht davon ausgegangen werden, dass der/die Andere stets schon verstanden hat, was ihm/ihr zu verstehen gegeben wurde. Nach Waldenfels erfasst das Konzept der ›Responsivität‹ daher ein Moment, in dem wir über eigene Ziele und gemeinsame Normen hinausgehen, um auf tatsächlich fremde Ansprüche zu antworten. Ein solches Antworten ist folglich »mehr als ein sinngerichtetes oder regelgeleitetes Verhalten« (Waldenfels 2010, 61). Vielmehr werde, so Waldenfels, dadurch ein Aspekt erfasst, der insbesondere in normativ ausgerichteten Sprach- und Handlungstheorien zu kurz kommt. Die idealistische Tendenz bestimmter hermeneutischer Konzeptionen zur Überwindung einer – letztlich bloß schwachen – hermeneutischen Differenz wird dadurch auch kritisch überschritten.

Anhand dieser wenigen Überlegungen zeigt sich: Verständigung ist, im Rahmen einer differenztheoretischen Konzeption, nicht mehr in einem übergreifenden Sinnhorizont aufgehoben, vielmehr vollzieht sich diese in der Offenheit und Dynamik des wechselseitigen Nicht-/Verstehens. Diese Einsicht lässt sich auf die einfache Formel bringen: Verständigung vollzieht sich in der Differenz. Ein kulturwissenschaftliches Modell des kommunikativen Geschehens geht daher auch davon aus, dass Kommunikation nicht unter den Voraussetzungen eines common ground, eines gemeinsamen Erwartungshorizonts oder von für alle gemeinsam geltenden Gelingensbedingungen erfolgt, sondern auf Basis nicht-gemeinsamer Voraussetzungen. Kommunikation erfolgt vielmehr in Gesellschaften, die plural und heterogen sind und in denen gemeinsame/geteilte Voraussetzungen eher die Ausnahme als die Regel sind. Sprache wird daher auch nicht als Metamedium der Vergemeinschaftung begriffen, wie dies etwa bei Berger/Luckmann der Fall ist. Vielmehr zeichnet sich hier die Vorstellung eines neuen Gemeinsamen ohne Identität ab (vgl. Hark et al. 2015).

Ausgehend von der Verschiebung eines Verständnisses von Sprache als fait social hin zu einem Verständnis als fait culturel bündeln die vorhergehenden Überlegungen letztlich jedoch lediglich einige wenige Aspekte, die hier aus der Integration der Materialität der Kommunikation in die Konzeption einer kulturwissenschaftlichen Linguistik hervorgegangen sind. Es versteht sich, dass keine diese Überlegungen als umfänglich oder gar abschließend zu betrachten ist – bestenfalls handelt es sich um Fingerzeige, die eine spezifische Richtung vorzeichnen.

 

4. Kulturwissenschaftliches Forschen

Die vorhergehenden Abschnitte zeigen: Wenn innerhalb der Linguistik von einer kulturwissenschaftlichen Wende gesprochen wird, dann geht es um mehr als nur um die Integration neuer theoretischer Konzepte, vielmehr geht es um die Überwindung des Grabens, der die Linguistik lange Zeit von den weiteren Geistes- und Kulturwissenschaften getrennt hat. Andererseits, das hat sich ebenfalls gezeigt, geht es zugleich um weniger als im Kontext gegenwärtiger kulturwissenschaftlicher Debatten teils vorgezeichnet ist, denn in der Überwindung jener breiten Kluft werden kleinere Unterscheidungen, wie sie etwa in der Absetzung posthermeneutischer von hermeneutischen Ansätzen erkennbar werden, tendenziell eher übergangen. Dennoch stellt sich durch den cultural turn auch in der Linguistik allmählich eine stärkere Dezentrierung von Theorien und Ansätzen ein. Der Bezug auf die Kulturalität der Sprache führt etwa dazu, dass Sprache und Kommunikation nicht mehr primär konventional und intentional, sondern stärker auch situativ und sozial, d.h. aus konkreten Situationen der Kommunikation heraus ebenso wie mit Bezug auf gesellschaftliche und historische Rahmenbedingungen betrachtet werden. Seit einiger Zeit werden darüber hinaus, insbesondere durch die Arbeiten von Michael Tomasello, evolutionsbiologische Ansätze einbezogen. Im Zuge der kulturwissenschaftlichen Wende zeichnet sich innerhalb der Linguistik daher eine deutliche Pluralisierung theoretischer und methodischer Perspektiven ab, mit der einhergehend Ansätze stärker differenziert sowie neu in Beziehung gesetzt werden können (vgl. hierzu Thies 2016, 42).

Dass eine kulturwissenschaftliche Linguistik auf Basis einer differenztheoretischen Konzeption auch die ästhetische Seite von Sprache und Kommunikation sowie, in enger Verbindung damit, Phänomene der Heterogenität sowie der kulturellen Fremdheit eher in den Blick zu nehmen vermag, habe ich zuvor versucht darzustellen. Dabei wird relevant, dass nicht mehr nur das Muster- und Regelhafte im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, sondern zunehmend auch – etwa unter dem von Andreas Reckwitz ausgegebenen Vorzeichen einer Kulturalisierung der Gesellschaft – das ›Besondere‹, ›Inkommensurable‹ und ›Singuläre‹. Kulturelle Phänomene als singulär zu betrachten, d.h. diese nicht auf das an ihnen Gemeinsame hin zu reduzieren, ist allerdings keine ganz neue Perspektive. So hat schon Heinrich Rickert im Übergang zum 20. Jahrhundert dargestellt, dass sich die Kulturwissenschaften – in Absetzung von einer verallgemeinernden Sichtweise, wie sie in den Naturwissenschaften vorherrsche – insbesondere durch eine individuierende Perspektive auf ihre Gegenstände auszeichnen (vgl. Rickert 1986).

Genau darin liegt ein spezifisches Potenzial kulturwissenschaftlichen Forschens: Eine solche Perspektive eröffnet die Möglichkeit, Forschungsvorhaben stärker an konkreten historischen Situationen zu orientieren oder diese in spezifischen lokalen Kontexten zu verorten. Bachmann-Medick hat etwa herausgestellt, dass die Forderungen nach einem reaching out der kulturwissenschaftlichen Forschung in gesellschaftliche Problemlagen bis in die Gegenwart fast ungehört verhallt sei (vgl. Bachmann-Medick 2017, 105). Dem entgegen müsse die Kulturwissenschaft ihren Bezug auf gesellschaftliche Herausforderungen wie Globalisierung, Klimawandel, Migration etc. dringend stärken. Der Hinweis auf eine fehlende gesellschaftlich-politische Öffnung mag in diesem Fall eher für die literaturwissenschaftliche, weniger für die sprachwissenschaftliche Traditionslinie gelten, denn genau in diesem Punkt kann eine kulturwissenschaftliche Linguistik unmittelbar an Konzepte der Angewandten Linguistik anschließen – dennoch eröffnet die Verortung in konkreten historischen wie auch situativen Kontexten unmittelbar das Potenzial, sich hierdurch stärker auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen einlassen zu können.

Offen ist dabei, was als relevante gesellschaftliche Herausforderung gelten kann. Bruno Latour hat dazu matters of fact von matters of concern unterschieden, d.h. von Dingen, die für uns von Belang sind (vgl. Latour 2007, 21). Dass eine stärkere Gesellschaftsorientierung jedoch nicht nur mit Bezug auf neuere Konzepte möglich wird, zeigt der deutlich ältere Begriff der ›Kulturbedeutung‹. Schon Rickert stellt heraus, dass die Kulturbedeutung eines Objektes mit dem wachse, was das Objekt von anderen Objekten unterscheide, wenn wir das Besondere und Individuelle an ihm betrachten (vgl. Rickert 1986, 104). Wolf-Andreas Liebert hat den Begriff der Kulturbedeutung – auch im Anschluss an Max Weber – wieder aufgenommen und herausgestellt, dass dieser für die Auswahl von Untersuchungsgegenständen in zweierlei Hinsicht entscheidend ist: Einerseits wird das ausgewählte Phänomen hierdurch als für die Beforschung bedeutsam bestimmt, andererseits versetze die begründete Auswahl den Forschenden in die Lage, als gleichrangiger Dialogpartner in Forschungskooperationen einzugehen. Die Kulturbedeutung eines zu erforschenden Phänomens speise sich dabei nicht nur aus dem »Fachdiskurs«, sondern gleichermaßen aus dem »gesellschaftlichen Diskurs« sowie aus »persönlichen Relevanzen« (vgl. Liebert 2016, 24). Dem entsprechend hält er fest: »Aus dem kulturwissenschaftlichen Arbeitsprozess sind gesellschaftliche Debatten und Relevanzsetzungen also nicht mehr wegzudenken, sie stellen einen wichtigen und konfliktreichen Faktor dar« (ebd., 25). In genau diesem Sinn überschreitet eine kulturwissenschaftliche Forschung auch die Grenzen der traditionellen Linguistik – und in genau diesem Sinn hat Andreas Liebert seine Forschungsinteressen wiederholt mit gesellschaftlich relevanten Themen verknüpft: Dies gilt etwa für seine Auseinandersetzung mit dem Diskurs um das Ozonloch (vgl. Liebert 2002) oder mit der Debatte um Luftschadstoffe (vgl. Liebert 2004) sowie – in jüngster Zeit – für seine Untersuchungen zum extremistischen Sprechen und Denken (vgl. Liebert 2019).

 

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