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Formen und Funktionen nominaler Bezugnahmen auf das Gegenüber

Susan­ne Günthner

 

1. Einleitung

Eines der wesent­li­chen Merk­ma­le zwi­schen­mensch­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on ist die Kon­struk­ti­on sozia­ler Bezie­hun­gen. Hier­bei kommt der Refe­renz auf (an- und abwe­sen­de) Per­so­nen eine zen­tra­le Rol­le zu. Zugleich erwei­sen sich die Prak­ti­ken, wie auf Per­so­nen refe­riert wird, wie­der­um als eng ver­wo­ben mit kul­tu­rel­len Kon­zep­ten und Kon­ven­tio­nen mensch­li­cher Bezie­hun­gen und sozia­ler Zuge­hö­rig­kei­ten (vgl. Stivers/Enfield/Levinson 2007, 19; Linke/Schröter 2017; Günth­ner i. Dr.).

Per­so­nen­re­fe­ren­zen ver­ste­he ich als kom­mu­ni­ka­ti­ve Prak­ti­ken,1 mit denen sozia­le Wirk­lich­kei­ten – ins­be­son­de­re sozia­le Bezie­hungs­for­ma­tio­nen der Inter­agie­ren­den – kon­stru­iert, bestä­tigt bzw. trans­for­miert wer­den kön­nen (vgl. Günth­ner i. Dr.). Obgleich die Refe­renz auf Per­so­nen sowohl für ono­masti­sche als auch sozio­lin­gu­is­ti­sche, inter­ak­tio­na­le, sozi­al- und kul­tur­wis­sen­schaft­li­che Ana­ly­sen von Bezie­hungs­ar­beit und Iden­ti­täts­her­stel­lung von zen­tra­ler Bedeu­tung ist, exis­tie­ren bis­lang nur weni­ge Stu­di­en, die sich die­sem an der Gren­ze ver­schie­dens­ter Dis­zi­pli­nen ange­sie­del­ten For­schungs­be­reich anhand authen­ti­scher Inter­ak­tio­nen zuwen­den.2

Der vor­lie­gen­de Bei­trag wid­met sich der Bezug­nah­me auf die/den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rIn und damit einer der gän­gigs­ten For­men der Per­so­nen­re­fe­renz in der All­tags­kom­mu­ni­ka­ti­on: der Refe­renz auf das Gegen­über. Mit jeder Anre­de- bzw. Refe­renz­form auf die/den Gesprächs­part­ne­rIn tref­fen Spre­che­rIn­nen eine bestimm­te Wahl (z.B. »Herr Prof. Dr. Lie­bert«, »Andre­as«, »Kol­le­ge Lie­bert«, »Papa«, »Bru­der­herz«, »Soh­ne­mann«, »Schatz«, »du«, »Sie« etc.), die nicht nur die/den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rIn per­spek­ti­viert, son­dern mit der der/die Spre­che­rIn zugleich seine/ihre Bezie­hung zum Gegen­über indi­ziert.3

Im Fol­gen­den sol­len nicht etwa die gebräuch­li­chen pro­no­mi­na­len Adres­sie­rungs­for­men »du« bzw. »Sie« unter­sucht wer­den, son­dern ich wer­de mich – wie die fol­gen­den Ein­gangs­bei­spie­le skiz­zie­ren – auf mar­kier­te Abwei­chun­gen von die­sen default-Refe­renz­for­men konzentrieren.

Das ers­te Bei­spiel ent­stammt einem infor­mel­len Gespräch zwi­schen Wolf, Elli und ihrem Nef­fen Kurt. Kurt stu­diert Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten in einer nord­deut­schen Groß­stadt und ist für eini­ge Tage zu Besuch in sei­ner schwä­bi­schen Hei­mat. Nach­dem Kurt das von Wolf ver­wen­de­te, im Schwä­bi­schen gebräuch­li­che Ver­bar­gu­ment »MIR o:grufe« zu Stan­dard­deutsch »MICH.« kor­ri­giert (Z. 25), refe­riert Wolf in sei­ner frot­zeln­den Äuße­rung late­ral in der 3. Per­son (»der herr inge­nIEUR«; Z. 27) auf sei­nen Nef­fen:4

Im zwei­ten Bei­spiel (einer Whats­App-Mit­tei­lung) nimmt Lars eben­falls in der 3. Per­son auf sei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rin (»die klei­ne Schwes­ter«) Bezug:

Auf der Basis authen­ti­scher Daten, die sowohl gespro­che­ner als auch geschrie­be­ner (WhatsApp-)Interaktionen ent­stam­men,5 wer­de ich argu­men­tie­ren, dass Adres­sa­ten­re­fe­ren­zen in der 3. Per­son als »social index« (Sil­ver­stein 1976, 37) zur pro­zess­be­zo­ge­nen Figu­ra­ti­on (vgl. Eli­as 1987) sozia­ler Bezie­hun­gen ein­ge­setzt werden.

 

2. Personenreferenzen: default-Formen und markierte Abweichungen

Die Arbei­ten von Sacks/Schegloff (1979) ver­deut­li­chen (anhand eng­lisch­spra­chi­ger Daten), dass sich die Refe­renz auf Per­so­nen durch zwei Prä­fe­renz­prin­zi­pi­en auszeichnet:

  1. »Pre­fe­rence for using a form (›a reco­gni­tio­nal‹) under which the refe­rent can be reco­gni­zed by the reci­pi­ent« und
  2. »Pre­fe­rence for using a mini­mal form« (»mini­miza­ti­on«).

Sche­gloff (2006, 85) betont fer­ner, dass die Prä­fe­renz für Mini­mie­rung und damit das »refer­ring sim­pli­ci­ter«, das nichts ande­res tut, als »sim­ply refer­ring to the per­son it iden­ti­fies«, die unmar­kier­te Per­so­nen­re­fe­renz dar­stellt: »I/you are the cen­tral forms for refer­ring to spea­k­er and reci­pi­ent, and ful­ler noun phra­ses, if used, are sub­sti­tu­tes for them, and not the other way round« (Sche­gloff 1996, 442, Herv. i.O.).

Anhand von Daten­aus­schnit­ten aus gespro­che­nen wie auch inter­net­ba­sier­ten, schrift­li­chen Inter­ak­tio­nen wer­de ich zei­gen, dass Inter­agie­ren­de immer wie­der »alter­na­ti­ve For­men«6 ein­set­zen, die von der kon­sta­tier­ten Prä­fe­renz der Mini­mie­rung durch die deik­ti­schen Pro-For­men »du« bzw. »Sie« abwei­chen. Sol­che mar­kier­ten For­men (wie »der herr inge­nIEUR« oder »die klei­ne Schwes­ter«) gehen inso­fern über die pro­kla­mier­te Ten­denz zur »Mini­mie­rung« (durch »du« bzw. »Sie«) hin­aus, als sie zusätz­li­che sozia­le Infor­ma­tio­nen (bzgl. Geschlecht, Alter, Ver­wandt­schafts­be­zie­hung etc.), Posi­tio­nie­run­gen bzw. Ein­stel­lun­gen (Inter­ak­ti­ons­mo­da­li­tä­ten, affek­ti­ve Bewer­tun­gen bzw. kosen­de, kri­ti­sche, scherz­haf­te stances7 etc.) kon­tex­tua­li­sie­ren.8

Auf der Grund­la­ge der vor­lie­gen­den Daten sol­len fol­gen­de Fra­gen dis­ku­tiert werden:

  • Wel­che Funk­tio­nen haben die­se mar­kier­ten Refe­renz­for­men? Bzw. wes­halb keh­ren Inter­agie­ren­de in bestimm­ten Kon­tex­ten von der default-Vari­an­te des ›refer­ring sim­pli­ci­ter‹ (durch deik­ti­sche Pro­no­men) ab, um mar­kier­te Bezug­nah­men auf das Gegen­über einzusetzen?
  • In wel­cher Rela­ti­on ste­hen die­se auf­wän­di­gen Refe­renz­for­men zu den kom­mu­ni­ka­ti­ven Hand­lun­gen, in denen sie auftreten?

 

3. Formen und Funktionen nominaler Referenzen auf das Gegenüber

Wie bereits die Ein­gangs­aus­schnit­te illus­trier­ten, wei­chen SprecherInnen/SchreiberInnen in All­tags­in­ter­ak­tio­nen immer wie­der vom ›refer­ring sim­pli­ci­ter‹ und damit von der unmar­kier­ten Refe­renz auf ihr Gegen­über ab. Im Fol­gen­den sol­len Ver­wen­dungs­wei­sen nomi­na­ler Refe­ren­zen auf die/den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rIn vor­ge­stellt wer­den, wobei die Daten­aus­schnit­te weder einen Anspruch auf Reprä­sen­ta­ti­vi­tät noch auf Voll­stän­dig­keit erheben.

3.1 Referenz auf das Gegenüber in der Verwandtschaftsrolle

Bereits der Whats­App-Aus­schnitt »KLEINE SCHWESTER« zeig­te, dass Inter­agie­ren­de gele­gent­lich mit dem Fami­li­en­rol­len­na­men (wie »die klei­ne Schwes­ter«, »Papi«, »Oma«, »Schwes­ter­lein«, »mein Soh­ne­mann«, »Töch­ter­chen«, »mei­ne gelieb­te Kusi­ne«) auf ihre/n Adres­sa­tIn referieren.

In der fol­gen­den Whats­App-Nach­richt erin­nert die Mut­ter, die auf sich selbst mit dem hypo­ko­ris­tisch moda­li­sier­ten Fami­li­en­rol­len­na­men »Mamalein« ver­weist,9 ihren Sohn an den Geburts­tag sei­nes Vaters:

Statt den Sohn mit »dich« zu adres­sie­ren und ihn damit im deik­ti­schen Ver­weis­raum des Hier-und-Jetzt zu ver­an­kern, führt die Mut­ter einen (bereits durch ihre mit »Mamalein« initi­ier­te Selbst­re­fe­renz) ›foo­ting‹-Wech­sel (vgl. Goff­man 1979) durch, der sowohl die Spre­che­rin (»Mamalein«) als auch den Adres­sa­ten (»ihr Söhn­chen«) aus einer Außen­per­spek­ti­ve re-figu­riert. D.h. die Schrei­be­rin indi­ziert mit ihrer mar­kier­ten Selbst- wie auch mit der Fremd­re­fe­renz einen Wech­sel in der Par­ti­zi­pan­ten­for­ma­ti­on (vgl. Goff­man 1974/82), der – im Unter­schied zu den per­so­nen­deik­ti­schen Pro­no­men »ich« und »dich« – bestimm­te Iden­ti­täts­zu­schrei­bun­gen (hier: Fami­li­en­rol­len) rele­vant setzt: Die Schrei­be­rin wen­det sich aus der Rol­le der Mut­ter an den Sohn. Bereits mit ihrer von der Prä­fe­renz der Mini­mie­rung abwei­chen­den Selbst­re­fe­renz »Mamalein« (in der hypo­ko­ris­tisch moda­li­sier­ten Dimi­nu­tiv­form) indi­ziert sie eine iro­nisch-spaß­haf­te Moda­li­tät. Die­se wird durch die Refe­renz auf das Gegen­über in der 3. Per­son, d.h. durch die hypo­ko­ris­tisch moda­li­sier­te Dimi­nu­tiv­form der kom­ple­men­tä­ren Fami­li­en­rol­le »Söhn­chen«, fort­ge­setzt, so dass die müt­ter­li­che Mit­tei­lung bzw. Ermah­nung an den Sohn, den Geburts­tag des Vaters nicht zu ver­ges­sen (und ihm zu gra­tu­lie­ren), spie­le­risch kon­tex­tua­li­siert wird. Durch die mar­kier­te Abkehr von der default-Vari­an­te der Per­so­nald­ei­xis­for­men und den Gebrauch der rela­tio­na­len kin­ship-terms posi­tio­niert die Schrei­be­rin einer­seits ihr Gegen­über (wie auch sich selbst) in einer spe­zi­fi­schen sozia­len Rol­le, und ande­rer­seits kon­stru­iert sie damit einen iro­nisch, hypo­ko­ris­ti­schen stance in Bezug auf die vor­ge­nom­me­ne (mah­nen­de) Erinnerung.

Im fol­gen­den Whats­App-Dia­log unter­hal­ten sich die Geschwis­ter Mer­le und Moritz dar­über, dass nur Moritz zu Papa ein­ge­la­den wur­de, und Mer­le nicht kom­men soll, da es dem Papa »nicht recht« ist. Mer­le berich­tet nun, dass sie dies auch Max, dem ande­ren Bru­der, geschrie­ben hat:10

An die­sem Whats­App-Dia­log wird die Mul­ti­funk­tio­na­li­tät nomi­na­ler Refe­renz­for­men ersicht­lich (Whats­App #7): Durch die mar­kier­te Abkehr von der Prä­fe­renz der Mini­mie­rung (und damit von der Ver­wen­dung der deik­ti­schen Form »dich«) und den Gebrauch der Form [Pos­ses­siv­pro­no­men + Fami­li­en­rol­len­na­me-DIM.] »mein Schwes­ter­lein« zur Refe­renz auf die Inter­ak­ti­ons­part­ne­rin posi­tio­niert der Schrei­ber sein Gegen­über im Geflecht der Geschwis­ter­be­zie­hung. Fer­ner bin­det das Pos­ses­si­vum »mein« die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rin expli­zit an den Schrei­ber. Das Dimi­nu­tiv trägt zur Kon­tex­tua­li­sie­rung einer kosen­den Moda­li­tät bei.

Die gewähl­te Refe­renz­form steht auch hier in engem Bezug zur kom­mu­ni­ka­ti­ven Hand­lung: Die brü­der­li­che Soli­da­ri­täts­kund­ga­be wird durch den inkre­men­tell nach­ge­scho­be­nen Zusatz »Nicht ohne mein Schwes­ter­chen« ver­stärkt (der wie­der­um inter­tex­tu­ell auf den Film Nicht ohne mei­ne Toch­ter ver­weist). Nach der fol­gen­den Dank­sa­gung durch Mer­le (Whats­App #8) expli­ziert Moritz sei­ne Bezie­hung zum Gegen­über »Ich bin dein Bru­der!« und unter­mau­ert durch die­se Her­vor­he­bung bekann­ter Tat­sa­chen sei­ne Geschwistersolidarität.

Wie die Aus­schnit­te KLEINE SCHWESTER, PAPAS GEBURTSTAG und BESUCH BEI PAPA illus­trie­ren, mobi­li­sie­ren die ver­wen­de­ten kin­ship-For­men kul­tu­rel­les Wis­sen, das mit den jewei­li­gen Fami­li­en­rol­len ver­wo­ben ist und tra­gen dazu bei, die betref­fen­den Hand­lun­gen (besorg­te Nach­fra­ge, Erin­ne­rungs­er­mah­nung, Soli­da­ri­täts­kund­ga­be) in Bezug auf die­ses Wis­sen zu rah­men.11 Die vor­lie­gen­den Refe­renz­for­men leis­ten also weit­aus mehr, als ein rei­nes refer­ring sim­pli­ci­ter durch die deik­ti­schen For­men »du« bzw. »dich« tun könnte:

  • Die nomi­na­le Refe­renz führt inso­fern eine ›Re-Kon­fi­gu­ra­ti­on‹ durch, als das Gegen­über nicht län­ger im deik­ti­schen Zen­trum des Hier-und-Jetzt ver­an­kert wird, son­dern als Mit­glied einer sozia­len Kate­go­rie (»mem­ber­ship cate­go­ry«; Sacks 1972) fokus­siert wird. D.h. neben dem Ver­weis auf den/die Refe­ren­tIn wird eine bezie­hungs­kon­fi­gu­rie­ren­de Rah­mung kon­stru­iert.12
  • Mit den Fami­li­en­rol­len­zu­wei­sun­gen wird nicht nur Geschlecht, Gene­ra­ti­ons­zu­ge­hö­rig­keit und fami­liä­re Bezie­hung mar­kiert, son­dern ein ›doing fami­ly iden­ti­ty‹ her­ge­stellt, das inso­fern rela­tio­nal aus­ge­rich­tet ist, als die­se Fami­li­en­rol­len­re­fe­renz auf das Gegen­über zugleich die ent­spre­chen­de Selbst­po­si­tio­nie­rung als »Bru­der«, »Mut­ter« etc. mit­ko­diert.13
  • Die betref­fen­de Refe­renz­ka­te­go­rie erweist sich wie­der­um als eng mit der aktua­li­sier­ten Hand­lung ver­wo­ben (Jay­y­u­si 1984): Der Bru­der macht sich Sor­gen um die Schwes­ter, die Mut­ter erin­nert den Sohn an Vaters Geburts­tag, der Bru­der erklärt sich mit der Schwes­ter soli­da­risch. Im Sin­ne Knob­lauchs (2017, 82) könn­te man argu­men­tie­ren, dass die Aktua­li­sie­rung von Ver­wandt­schafts­ka­te­go­rien zur Refe­renz auf das Gegen­über (statt der deik­ti­schen Pro­no­mi­na) »mit mehr oder weni­ger spe­zi­fi­schen Erwar­tun­gen ver­bun­den sind«.14

Die fol­gen­de Whats­App-Nach­richt weicht in Bezug auf die Par­ti­zi­pan­ten­rol­len inso­fern von den bis­he­ri­gen Aus­schnit­ten ab, als hier­bei aus der ver­meint­li­chen Per­spek­ti­ve einer abwe­sen­den Per­son (der gro­ßen Schwes­ter) auf das Gegen­über (die klei­ne Schwes­ter) refe­riert wird. Hele­na und Eva bekla­gen sich in ihrem Whats­App-Dia­log über ihre älte­re Schwes­ter Anne. In Whats­App #5 refe­riert Hele­na (die mitt­le­re Schwes­ter) auf ihre Inter­ak­ti­ons­part­ne­rin Eva in der drit­ten Per­son mit »die klei­ne Schwes­ter«. Aller­dings über­nimmt sie hier­bei eine Fremd­per­spek­ti­ve – näm­lich die der abwe­sen­den älte­ren Schwes­ter Anne:

Hele­na drückt ihre Ent­täu­schung über das Ver­hal­ten der gro­ßen Schwes­ter (Anne) aus und mar­kiert zugleich ihre Soli­da­ri­tät mit Eva und deren Ver­hal­ten (»ich wäre auch gegan­gen«). Im Anschluss an die iro­ni­sche Bemer­kung über Anne »schön, dass das bei ihr mit der Empa­thie so gut funk­tio­niert« folgt ihre Kri­tik an deren man­geln­der Empa­thie gegen­über »der klei­nen Schwes­ter«. Mit die­ser Kri­tik wech­selt Hele­na zugleich das foo­ting und nimmt einen »chan­ge in the ali­gnment« vor (Goff­man 1979, 5), indem sie in der drit­ten Per­son »die klei­ne Schwes­ter« (statt mit­tels des shif­ters »dich«) auf ihr Gegen­über refe­riert. Somit wird eine Außen­per­spek­ti­ve ein­ge­nom­men, die das Gegen­über (Eva) nicht etwa im Zeig­feld (vgl. Büh­ler 1934/1999), son­dern im ›Sym­bol­feld‹ – d.h. in der Rol­le als »klei­ne Schwes­ter« – posi­tio­niert. Mit die­ser mar­kier­ten Ori­go­ver­an­ke­rung15 rückt Hele­na die Geschwis­ter­re­la­ti­on (doing fami­ly iden­ti­ty) in den Fokus und unter­mau­ert damit ein­her­ge­hend ihre Kri­tik am devi­an­ten Ver­hal­ten der gro­ßen Schwester.

Obgleich die Schrei­be­rin in die­sem Whats­App-Aus­schnitt eine Refe­renz aus der (ver­meint­li­chen, iro­nisch gebro­che­nen) Per­spek­ti­ve einer 3. Per­son (Anne) vor­nimmt, kom­men auch hier die oben beschrie­be­nen Funk­tio­nen der Fokus­sie­rung von Fami­li­en­rol­len­zu­wei­sun­gen, der Ver­an­ke­rung des Gegen­übers jen­seits des situa­ti­ons­ge­bun­de­nen Zeig­felds und die enge Ver­wo­ben­heit zwi­schen der aktua­li­sier­ten sozia­len Kate­go­rie und der por­trä­tier­ten Hand­lung zum Tra­gen. In Anleh­nung an Bacht­in (1979) könn­te man fer­ner argu­men­tie­ren, dass mit der in der 3. Per­son aktua­li­sier­ten Refe­renz auf das Gegen­über eine Form der Poly­pho­nie vor­liegt: Die Per­spek­ti­ve der Figur der Anne durch­dringt die Gren­ze des spre­chen­den Sub­jekts:16 Mit die­ser refe­renz­be­zo­ge­nen Perspektiv-»Hybridisierung« (Bacht­in 1979, 195) wird Eva (iro­nisch gebro­chen) aus Annes Posi­ti­on gespiegelt.

3.2 Referenz auf das Gegenüber mit dem Kose- bzw. Intimnamen

Spre­che­rIn­nen ver­wen­den nicht nur Fami­li­en­rol­len­na­men, sie set­zen auch immer wie­der Bezie­hungs- bzw. Intim­na­men zur Bezug­nah­me auf (vir­tu­ell) anwe­sen­de Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rIn­nen ein. Im Unter­schied zu kin­ship-terms, mit denen die Spre­che­rIn­nen einer­seits die Fami­li­en­rol­le des/der Adres­sa­tIn (als »Toch­ter«, »Bru­der« etc.) fokus­sie­ren und ande­rer­seits sich selbst dadurch mit­po­si­tio­nie­ren (als »Mut­ter« bzw. «Vater« oder »Schwes­ter« bzw. »Bru­der«), wer­den bei der Ver­wen­dung von Kose- bzw. Intim­na­men17 vor allem die Bezie­hungs­kon­stel­la­tio­nen (Intim- bzw. Freund­schafts­be­zie­hung) sowie ein hypo­ko­ris­ti­scher stance indi­ziert.18

Bei der fol­gen­den Whats­App-Kom­mu­ni­ka­ti­on refe­riert Maria (in Whats­App #1) auf ihren Mann Paul, der eini­ge Stun­den nicht erreich­bar war, mit des­sen Intim­na­men »Bär« und fragt ihn – qua­si late­ral adres­sie­rend – nach dem Grund sei­ner Uner­reich­bar­keit:19

Mit ihrer Anfra­ge in Whats­App #1 akti­viert Maria ihren Intim­code, indem sie auf Paul (in der 3. Per­son) mit des­sen Intim­na­men »Bär« refe­riert und so ein Bezie­hungs­zei­chen (»tie-sign«; vgl. Goff­man 1974/82; Günth­ner 2018; dies., i.Dr.) setzt, das »für den pri­va­ten Kon­sum bestimmt« ist (Goff­man 1974/82, 264). Pauls Replik in Whats­App #2 greift den von Maria ver­wen­de­ten Intim­na­men nun zur Selbst­re­fe­renz (in der 3. Per­son) auf: »Bär am Arsch«. Auf die­se Wei­se bestä­tigt er die inter­ak­ti­ve Kon­struk­ti­on des »doing being a cou­ple« (Dammel/Niekrenz/Rapp/Wyss 2018, 160). Das unmit­tel­bar fol­gen­de Emo­ji unter­mau­ert eben­falls den Intim­dis­kurs. In ihrer Replik (Whats­App #4) refe­riert Maria zunächst wei­ter­hin auf Paul in der 3. Per­son (»Ja, der Bär ist total durch«) und behält damit die spie­le­risch-inti­me Kon­tex­tua­li­sie­rung bei. Aller­dings wech­selt sie unmit­tel­bar danach das foo­ting, indem sie nun – mit­tels der deik­ti­schen Pro­form »Du« – ihr (vir­tu­el­les) Gegen­über in der Ori­go des Ver­weis­raums ver­an­kert: »Du brauchst Urlaub ohne stän­dig E‑Mails zu che­cken und ohne Küchen­ge­döns.« (Whats­App #4). Mit die­ser Rück­kehr zur default-Refe­renz erfolgt zugleich ein Wech­sel der Akti­vi­tät und Inter­ak­ti­ons­mo­da­li­tät: Nun ermahnt Maria ihren Mann, kür­zer zu tre­ten und Urlaub zu nehmen.

Wie in der Inter­ak­ti­on BÄR GEFLÜCHTET so wird auch im fol­gen­den Whats­App-Dia­log die von Lina in Whats­App #1 ein­ge­setz­te nomi­na­le Refe­renz auf ihren Freund Len­nard (»der edle Herr«) von die­sem in sei­ner Replik (Whats­App #2) zur Selbst­re­fe­renz aufgegriffen:

Bereits die Ver­wen­dung der Refe­renz­form »der edle Herr« (Whats­App #1) indi­ziert einen iro­ni­schen Unter­ton in Linas Anfra­ge wegen einer mög­li­chen Ver­ab­re­dung. Die­se nomi­na­le Anre­de in der 3. Per­son, die im Deut­schen bis ins 20. Jahr­hun­dert gegen­über Höher­ste­hen­den ver­wen­det wur­de, ist der Intim­na­me, den Lina gegen­über Len­nard (meist iro­nisch auf­ge­la­den) ein­setzt. Len­nard greift in sei­ner Replik (Whats­App #2) die­se Refe­renz­form auf, indem er sie nun selbst­re­fe­ren­zi­ell in sei­ne Ableh­nung der (indi­rekt for­mu­lier­ten) Anfra­ge ein­baut. Dem fol­gen­den Emo­ji, das sei­nen Kum­mer ange­sichts des Inter­es­sen­kon­flikts mar­kiert, fügt er einen account für die indi­rek­te Ableh­nung der indi­rek­ten Nach­fra­ge an.

Die Whats­App-Dia­lo­ge BÄR GEFLÜCHTET und DER EDLE HERR ver­deut­li­chen, wie die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ner in ihren Anschluss­re­pli­ken die von den vor­aus­ge­hen­den Schrei­be­rin­nen aktua­li­sier­ten ›Bezie­hungs­zei­chen‹ zur Selbst­re­fe­renz rezy­klie­ren und damit die von den Part­ne­rin­nen initi­ier­te Moda­li­tät bestä­ti­gen und fortführen.

Obgleich die Inter­agie­ren­den in der Whats­App-Kom­mu­ni­ka­ti­on räum­lich und teil­wei­se zeit­lich distant inter­agie­ren, wird den­noch (wie die prä­sen­tier­ten Aus­schnit­te zei­gen) ein gemein­sa­mer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­raum eta­bliert, in dem die Akteu­re ihre Inter­ak­ti­ons­schrit­te so koor­di­nie­ren, dass sie »an ver­schie­de­nen Orten auf­ein­an­der wir­ken« (Knob­lauch 2017, 369). Hier­bei lässt sich der inter­ak­ti­ve Pro­zess des »wech­sel­sei­tig sich-auf­ein­an­der-Ein­stim­mens« (Schütz 1951/72, 132) beob­ach­ten, wobei bei­de Inter­ak­ti­ons­part­ne­rIn­nen ihre Bezie­hung bzw. Iden­ti­tät als Intim­part­ne­rIn­nen zementieren.

Auch im fol­gen­den Dia­log, in dem die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rIn­nen auf ihr Gegen­über mit dem jeweils eta­blier­ten Intim­na­men ver­wei­sen, wer­den durch die­se mar­kier­te Abkehr von der mini­mier­ten deik­ti­schen Refe­renz­form (»dich«) sozia­le Infor­ma­tio­nen fokus­siert: Zum einen wird die inti­me Bezie­hung re-akti­viert, zum ande­ren tra­gen die kosen­den Refe­renz­for­men wie­der­um dazu bei, die betref­fen­den Hand­lun­gen – und damit die Sehn­suchts­be­kun­dun­gen – zu konstituieren:

Die Ver­wen­dung von Intim­na­men, die auf einem »shared com­mon ground« (Clark 1996; Gum­perz 2002) basiert, trägt somit aktiv zur ›Bezie­hungs­ar­beit‹ der Inter­ak­ti­ons­part­ne­rIn­nen bei: Die­se Refe­renz­for­men sowie die Wech­sel­sei­tig­keit der Nut­zung die­ser kom­mu­ni­ka­ti­ven Prak­tik bil­den eine in der sozia­len Welt des Paa­res geteil­te Res­sour­ce – ein ›Bezie­hungs­zei­chen‹ (»with-tie«; Goff­man 1974/82), das das Paar von der Außen­welt abgrenzt.

Die Aus­schnit­te illus­trie­ren somit, dass auch in der digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on – trotz der räum­li­chen (und teil­wei­se zeit­li­chen) Distanz und der Los­lö­sung vom Hier-und-Jetzt einer Face-to-face-Kom­mu­ni­ka­ti­on – sehr wohl inten­si­ve Affek­te und Empa­thie über­mit­telt wer­den kön­nen. Die Daten zei­gen also ein­mal mehr, was Lie­bert (2019, 219) in Hin­blick auf eine »Lin­gu­is­tik des Digi­ta­len« for­dert: »Der kom­ple­xe Zusam­men­hang von Inter­ak­tio­nen zwi­schen unter­schied­li­chen Akteu­ren (Men­schen, Maschi­nen, sozia­le Medi­en, Medi­en­un­ter­neh­men) soll­te auf der Basis inter­ak­tio­na­ler und orga­ni­sa­tio­na­ler Lin­gu­is­tik empi­risch unter­sucht werden.«

3.3 Referenz auf das Gegenüber mit ad hoc-Titulierungen

Wie Schwi­tal­la (2010b, 176ff.) aus­führt, ver­wei­sen Spre­che­rIn­nen gele­gent­lich auf ihr Gegen­über mit (fin­gier­ten) Rol­len­be­zeich­nun­gen wie »gnä­di­ges Fräu­lein«, »der Herr Pro­fes­sor«, »der ver­ehr­te Herr Ober­stu­di­en­rat« etc. Sol­che Titu­lie­run­gen (mit oder ohne attri­bu­ti­ve Adjek­ti­ve), die die Posi­ti­on des Gegen­übers ›über­hö­hen‹, wer­den oft­mals zur Distanz­mar­kie­rung bei kri­ti­schen bzw. iro­ni­schen Bemer­kun­gen ein­ge­setzt. Bereits im Aus­schnitt DER EDLE HERR lag eine sol­che iro­ni­sche Über­hö­hung in Bezug auf die Titu­lie­rung des Gegen­übers vor; aller­dings han­del­te es sich da um einen in der Paar­be­zie­hung ver­fes­tig­ten Intim­na­men. Iro­nisch-kri­tisch moda­li­sier­te Refe­renz­for­men kom­men aber auch ad hoc vor, wie im Ein­gangs­bei­spiel SCHWÄBISCH, wo der Onkel auf sei­nen Nef­fen mit »der herr inge­nIEUR« ver­weist. Obgleich der Nef­fe nur late­ral in der 3. Per­son adres­siert wird, ist er den­noch der fak­ti­sche Rezi­pi­ent der Kritik:

Die iro­ni­sche Über­zeich­nung und Rol­len­zu­schrei­bung ver­schärft die Kri­tik inso­fern, als dem anwe­sen­den Nef­fen eine Titu­lie­rung zuge­schrie­ben wird, die ihm (noch) nicht zusteht. Auch hier bil­det die Refe­renz­form einen wesent­li­chen Bestand­teil der kom­mu­ni­ka­ti­ven Hand­lung, denn die dar­in impli­zier­te Anma­ßung ist zugleich der Grund für die Kri­tik am Ver­hal­ten des Nef­fen: Er ver­hält sich wie ein »Herr Inge­nieur«, der meint, er sei »was BES­Se­res.«, und der auf sei­ne nicht-aka­de­mi­schen Ver­wand­ten herabschaut.

Im Unter­schied zu fes­ten Fami­li­en­rol­len- bzw. Intim­na­men, die eine (über die Inter­ak­ti­on hin­aus­ge­hen­de) Bezie­hungs­rol­le zwi­schen der Spre­che­rin und dem Gegen­über indi­zie­ren, wer­den mit den vor­lie­gen­den Zuschrei­bun­gen kurz­fris­ti­ge Attri­bu­ie­run­gen erzeugt, die mit den situa­ti­ven Hand­lun­gen ver­wo­ben sind.

Der fol­gen­de Gesprächs­aus­schnitt zwi­schen zwei Nach­ba­rin­nen ver­an­schau­licht eben­falls eine sol­che iro­nisch ver­wen­de­te, über­höh­te Titu­lie­rung (»die dAme«; Z. 074). Aller­dings wird die­se Refe­ren­zie­rung in einer Klatsch­ge­schich­te in Form frem­der Rede rekon­stru­iert (und nicht etwa in situ pro­du­ziert). Frau Stern berich­tet Frau Born, wie eine Nach­ba­rin (Frau Mai­er) sie auf ihr neu gekauf­tes, ele­gan­tes Kleid ange­spro­chen hat:

Frau Stern rekon­stru­iert die ver­gan­ge­ne Sze­ne anhand einer direk­ten Rede­wie­der­ga­be, in der die zitier­te Nach­ba­rin (Frau Mai­er) ihr Erstau­nen über die Ele­ganz des Klei­des von Frau Stern zum Aus­druck bringt und die­se dabei late­ral als »die dAme« titu­liert (Z. 074). Mit der Refe­renz­form wird auch in die­ser Rede­kon­struk­ti­on eine Über­hö­hung vor­ge­nom­men, was zugleich eine Kri­tik am Ver­hal­ten des Gegen­übers impli­ziert. Im Anschluss an die Rede­rekon­struk­ti­on der Nach­ba­rin »«h> wo hat die dAme das KLEID (XXX) her;>« (Z. 074) reinsze­niert Frau Stern ihre eige­ne Schlag­fer­tig­keit, indem sie zunächst den Meta­kom­men­tar lie­fert, dass sie der Nach­ba­rin »ins geSICHT« gegrinst hat, bevor sie mit der Äuße­rung kon­ter­te: »«schmun­zelnd> die DAme hat das kleid zu brit­t­as HOCH­zeit gekauft.>« (Z. 077). In die­ser Rede­rekon­struk­ti­on greift Frau Stern die von der Nach­ba­rin ver­wen­de­te Fremdti­tu­lie­rung auf (»die Dame«) und wen­det sie selbst­re­fe­ren­zi­ell auf sich an. Frau Borns Reak­ti­on (Z. 083) ver­deut­licht, dass Frau Sterns rekon­stru­ier­te Replik als ein gelun­ge­nes Kon­tern inter­pre­tiert wird.

Wie in Günth­ner (1999; 2000) dar­ge­legt, fin­den sich im Kon­text von Frot­ze­lei­en – und damit in spie­le­risch-spaß­haft modu­lier­ten ver­ba­len Atta­cken – immer wie­der »late­ra­le Adres­sie­run­gen« des Frot­zel­ob­jekts: Der/die Kri­ti­sier­te wird zum »Vor­füh­r­ob­jekt«, über das man sich spie­le­risch-scherz­haft mokiert (Günth­ner 1999; 2000, 165). 

Die spie­le­ri­sche Vor­füh­rung eines late­ral adres­sier­ten Gesprächs­teil­neh­mers, des­sen Ver­hal­ten kri­ti­siert bzw. ›aufs Korn genom­men wird‹, kommt auch im fol­gen­den Gesprächs­aus­schnitt zum Aus­druck. Ulf, Lea und Son­ja sind bei einem befreun­de­ten Stu­den­ten­paar (Kathi und Rolf) zum Essen ein­ge­la­den. Als sie ein­tref­fen, ist das Essen noch nicht fer­tig, wor­auf die­se scherz­haft dar­über läs­tern, dass sie trotz gro­ßen Hun­gers auf das Essen war­ten müs­sen. Kathi setzt die scherz­haf­te Moda­li­tät fort, indem sie ihrem Part­ner Rolf die Schuld zuweist, der angeb­lich »zu lan­ge zum Wäsche­auf­hän­gen« gebraucht hat. Ulf und Lea stei­gen mit ihren Bemer­kun­gen (Z. 38 ff.) in die Frot­zel­ak­ti­vi­tät ein:

Unmit­tel­bar im Anschluss an Leas Bemer­kung »hier ver­HUN­Gert alles. [und so]« (Z. 40) baut Ulf die Frot­ze­lei aus, indem er Leas spie­le­ri­schen Vor­wurf, dass die Gäs­te hun­gern müs­sen, nun begrün­det: »nur weil der herr MAI­er, mit der WÄSCHe nicht klar­kommt.« (Z. 41ff.). Die Refe­renz auf das Frot­zel­ob­jekt Rolf mit­tels »herr MAI­er« stellt eine Abkehr von den Anre­de- und Refe­renz­ge­pflo­gen­hei­ten der Grup­pe dar, die sich mit Vor­na­men anre­det und duzt. Durch die­se mar­kier­te Bezug­nah­me in der drit­ten Per­son wird Rolf zum Vor­füh­r­ob­jekt, auf des­sen Kos­ten man sich amüsiert.

Die­ser foo­ting-Wech­sel kann als Bestand­teil der kom­mu­ni­ka­ti­ven Hand­lung bzw. der klei­nen Gat­tung des Frot­zelns betrach­tet wer­den, der neben den Lach- und Kicher­par­ti­keln, der mar­kiert hohen Ton­la­ge (Z. 38), der hyper­bo­li­schen For­mu­lie­run­gen (»Alles«) etc. zur Kon­tex­tua­li­sie­rung der spie­le­risch-spaß­haf­ten Moda­li­tät bei­trägt (vgl. Günth­ner 1999; 2000).

Die Daten­aus­schnit­te SCHWÄBISCH, ELEGANTES KLEID und WÄSCHE ver­deut­li­chen ein­mal mehr, wie eng die Grenz­zie­hung zwi­schen ernst­haf­ter Kri­tik und spie­le­ri­scher Atta­cke ver­läuft. Mit­tels solch spie­le­risch modu­lier­ter Atta­cken in Bezug auf das Ver­hal­ten des Gegen­übers drü­cken Spre­che­rIn­nen eine mora­li­sie­ren­de Kri­tik aus, die sowohl die Lacher auf ihrer Sei­te hat, als auch eine Mög­lich­keit des Rück­zugs auf­weist (»das war doch nur ein Scherz!«; vgl. Günth­ner 1999; 2000). Frot­ze­lei­en zei­gen somit eine gewis­se Ähn­lich­keit zu jenen »Tätig­kei­ten«, die Freud (1940/92,110f.) als »feind­se­li­ge« bzw. »aggres­si­ve« Wit­ze bezeich­net: Die­se ermög­li­chen es uns, »Lächer­li­ches am Feind zu ver­wer­ten, das wir ent­ge­gen­ste­hen­der Hin­der­nis­se wegen nicht laut oder nicht bewußt vor­brin­gen durften«.

 

4. Fazit

Wie die prä­sen­tier­ten Daten­aus­schnit­te zei­gen, wei­chen Inter­agie­ren­de in bestimm­ten Kon­tex­ten durch­aus von der default-Refe­renz auf ihr Gegen­über ab, indem sie nomi­na­le Refe­renz­for­men ein­set­zen. Die­se mar­kier­te Abkehr von der Prä­fe­renz des refer­ring sim­pli­ci­ter tut – wie Sti­vers (2007, 85) in Bezug auf ande­re alter­na­ti­ve Refe­ren­zie­rungs­prak­ti­ken aus­führt – weit mehr, als nur zu refe­rie­ren: »In all cases the extra work has been to fit the refer­ring expres­si­on to the action that is other­wi­se being imple­men­ted through the talk, and in all cases the refer­ring expres­si­on assists with the imple­men­ta­ti­on of the action (e.g. the com­plaint or the announce­ment) and it works to account for the action (e.g., why the com­plaint is being lodged).«

Zugleich illus­trie­ren die vor­lie­gen­den Aus­schnit­te, dass nomi­na­le Refe­renz­for­men auf das Gegen­über varia­bel gestal­tet und mul­ti­funk­tio­nal ein­setz­bar sind: Spre­che­rIn­nen set­zen sowohl Fami­li­en­rol­len­na­men als auch Kose- bzw. Intim­na­men wie auch ad hoc-Titu­lie­run­gen zur Bezug­nah­me auf den/die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ne­rIn ein. Sol­che Refe­ren­zen in der 3. Per­son (bzw. late­ra­le Bezug­nah­men) indi­zie­ren stets einen foo­ting-Wech­sel und damit einen Wech­sel in der Par­ti­zi­pi­en­ten­aus­rich­tung, der in enger Ver­bin­dung mit der jeweils aus­zu­füh­ren­den Hand­lung steht: Die betref­fen­den Refe­renz­for­men unter­stüt­zen nicht nur die aus­zu­füh­ren­de Sprech­hand­lung, son­dern die Hand­lun­gen wer­den durch die Refe­renz­for­men gera­de­zu mit-vollzogen.

Dar­über hin­aus ver­an­schau­li­chen die Whats­App-Dia­lo­ge, dass auch in der com­pu­ter-ver­mit­tel­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on – trotz der Los­lö­sung vom Hier-und-Jetzt – inter­sub­jek­ti­ve Rezi­pro­zi­tät sowie emo­tio­na­le Per­spek­tiv­über­nah­men (bzw. empa­thi­sche Anteil­nah­me an der Gefühls­welt des räum­lich distan­ten Gegen­übers) durch­aus mög­lich sind.20

 

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1 Kom­mu­ni­ka­ti­ve Prak­ti­ken wer­den ver­stan­den als rou­ti­ni­sier­te, inter­ak­tio­na­le Ver­fah­ren zur Her­stel­lung sozia­ler Akti­vi­tä­ten (vgl. Günth­ner 2016; Günthner/König 2016). Zum Kon­zept der kom­mu­ni­ka­ti­ven Prak­ti­ken sie­he auch Deppermann/Feilke/ Lin­ke (2016).

2 Sie­he auch Lie­bert (2016) zu grenz­über­schrei­ten­den Fra­ge­stel­lun­gen kul­tur­wis­sen­schaft­li­chen Arbeitens.

3 Sie­he u.a. den Sam­mel­band von Linke/Schröter (2017) zur sprach­li­chen Her­stel­lung sozia­ler Relationen.

4 Hier­zu auch Günth­ner (2000, 156ff.).

5 Sie­he Lie­bert (2016, 22) zur Rele­vanz authen­ti­scher Daten für kul­tur­wis­sen­schaft­li­che For­schung in der Lin­gu­is­tik und der Aus­ein­an­der­set­zung mit »rea­ler Kul­tur und Sozialität«.

6 Mit dem Begriff ›alter­na­ti­ve For­men‹ bezie­he ich mich auf Sti­vers (2007, 73ff.) Kon­zept der »alter­na­ti­ve reco­gni­tio­nals in per­son refe­rence«. Laut Sti­vers (2007, 77) lie­gen »alter­na­ti­ve reco­gni­tio­nals« dann vor, wenn: »(1) the spea­k­er must know the unmark­ed form (e.g. the name). (2) the spea­k­er must (a) assu­me the hea­rer knows the unmark­ed form and (b) assu­me that the hea­rer would assu­me the spea­k­er knows it. (3) the form used must still be reco­gni­tio­nal for the hearer.«

7 Zum Kon­zept von ›stances‹ sie­he u.a. Kärk­käi­nen (2006).

8 Mit dem Begriff der Kon­tex­tua­li­sie­rung ori­en­tie­re ich mich an den Arbei­ten von Auer/di Luzio (1982); Gum­perz (1982). Hier­zu Günth­ner (1993; 2000).

9 Zur nomi­na­len Selbst­re­fe­renz in All­tags­in­ter­ak­tio­nen sie­he Günth­ner (2017; 2018; i.Dr.). Sie­he auch Schwi­tal­la (2010a; b) zur Refe­renz auf Spre­che­rIn und Adres­sa­tIn in der 3. Person.

10 Ich dan­ke San­dra Rose­ner für die Bereit­stel­lung die­ses WhatsApp-Dialogs.

11 Sie­he auch Sti­vers (2007: 501); sowie Günth­ner (i. Dr.).

12 In Anleh­nung an Linke/Schröter (2017,12) könn­te man argu­men­tie­ren, dass durch Fami­li­en­rol­len­na­men »rela­ti­onship cate­go­riza­ti­on« und damit die Zuschrei­bung von Bezie­hungs­re­la­tio­nen erzielt wird.

13 Hier­zu auch Günth­ner (2017; 2018; i.Dr.).

14 Sie­he auch Linke/Schröter (2017, 3).

15 Sie­he auch Schwi­tal­la (2010b) zum Spre­chen »von sich selbst und dem direk­ten Adres­sa­ten in der 3. Per­son«. Sie­he auch Günth­ner (2018; i.Dr.).

16 Hier­zu aus­führ­li­cher Günth­ner (2000, 279ff.).

17 Zu Kose- bzw. Intim­na­men sie­he Nübling/Fahlbusch/Heuser (2012) sowie Günthner/Zhu (2015) und Günth­ner (i.Dr.).

18 Fer­ner ist die Ver­wen­dung des Intim­na­mens indi­vi­du­el­ler aus­ge­rich­tet als der Fami­li­en­rol­len­na­me, der Alter-Ego als Mit­glied einer Ver­wandt­schafts­ka­te­go­rie präsentiert.

19 Zur nomi­na­len Selbst­re­fe­renz sie­he Günth­ner (i.Dr.).

20 Sie­he auch Lie­bert (2019) zur Ver­mitt­lung von Empa­thie in der digi­ta­len zwi­schen­mensch­li­chen Kommunikation.